In einer Welt, in der Märkte stetig im Wandel sind, kann die Beherrschung von Risiken den Unterschied zwischen Erfolg und Scheitern ausmachen. Dieser Artikel bietet Ihnen eine tiefgehende Auseinandersetzung mit den Methoden und Prozessen umfassender Risikobewertung im Marktumfeld und zeigt, wie Sie Risiken erkennen, analysieren und gezielt steuern.
Die Grundlagen der Risikobewertung
Risikobewertung fußt auf zwei zentralen Kriterien:
- Schadenshöhe bzw. -ausmaß (Potentieller Verlust im Schadensfall)
- Eintrittswahrscheinlichkeit (Wahrscheinlichkeit, dass das Ereignis eintritt)
Anhand dieser Parameter können Sie Risiken in einem zweidimensionalen System verorten und Prioritäten festlegen.
Qualitative und Quantitative Ansätze
Es existieren zwei Hauptansätze zur Risikobewertung, die unterschiedliche Perspektiven eröffnen:
- Qualitative Bewertung: Intuitiv, erfahrungsbasiert und kategorisiert Risiken von „sehr gering“ bis „sehr hoch“. Diese Methode ist flexibel, jedoch subjektiv gefärbt.
- Quantitative Bewertung: Beruht auf numerischen Werten und statistischen Modellen. Sie ermöglicht präzise Abweichungsanalysen vom Plan und eine transparente Vergleichbarkeit.
Vorbewertungsmethoden
Bevor Sie ins Detail gehen, hilft die Reduktion von Komplexität. Zu den gängigen Vorbewertungsmethoden zählen:
- Relevanzeinschätzungen
- Scoring-Modelle
- ABC/XYZ-Analysen
- Ratings
Diese Verfahren strukturieren Risiken durch Ranking und heben wesentliche Gefahrenpunkte hervor.
Methoden zur Bewertung des Risikoausmaßes
Um die Schwere und Eintrittswahrscheinlichkeit genauer zu analysieren, greifen Risikomanager auf verschiedene Techniken zurück:
Die Risikomatrix (ALARP) ist eine der etabliertesten Methoden. Sie kombiniert Wahrscheinlichkeiten und Schadensgrößen in einer farbkodierten Darstellung.
Weitere Verfahren umfassen Wahrscheinlichkeitsverteilungen, Sensitivitäten und Stresstests sowie Szenario-Rechnungen. Diese Techniken erlauben, Extremsituationen zu simulieren und deren Auswirkungen zu bewerten.
Tabelle: Qualitative vs. Quantitative Bewertung
Fortgeschrittene Analyseverfahren
Für spezielle Anforderungen und komplexe Systeme bieten sich weitere Methoden an:
- DRBFM (Design Review Based on Failure Modes): Ein von Toyota entwickelter Ansatz zur Fehlervermeidung.
- FTA (Fault Tree Analysis): Systematische Identifikation von Ausfallursachen in technischen Anlagen.
- FMEA (Failure Modes & Effects Analysis): Erkennung möglicher Fehlerquellen in Produkten und Prozessen.
- Szenarioanalyse: Erstellung und Vergleich unterschiedlicher Szenarien zur Einschätzung von Risikoauswirkungen.
Der Risikomanagement-Prozess
Ein strukturierter Risikomanagement-Prozess besteht aus vier zentralen Schritten:
- Identifikation der Risiken
- Bewertung der Risiken
- Steuerung der Risiken
- Risk Monitoring
Jeder dieser Schritte trägt dazu bei, ein ganzheitliches Bild der Risikolandschaft zu erhalten und geeignete Maßnahmen abzuleiten.
1. Identifikation der Risiken
Starten Sie mit einer detaillierten Bestandsaufnahme aller potenziellen Risikofaktoren. Nutzen Sie Methoden wie SWOT-Analysen, PEST-Analysen, Checklisten und Frühwarnsysteme. Eine klare Definition der Unternehmensziele dient als Basis für die Erfassung aller relevanten Aspekte.
2. Bewertung der Risiken
In dieser Phase erstellen Sie eine umfassende Risikodatenbank, bewerten jedes Risiko nach Schadensausmaß und Wahrscheinlichkeit und ordnen es in eine Matrix ein. Ziel ist, Prioritäten zu setzen und Ressourcen gezielt einzusetzen.
3. Steuerung der Risiken
Abhängig von der Risikobewertung wählen Sie eine oder mehrere Strategien:
- Risiken akzeptieren
- Risiken vermeiden
- Risiken reduzieren
- Risiken verlagern (z. B. durch Versicherung)
4. Risk Monitoring
Die Arbeit endet nicht mit der Umsetzung von Maßnahmen. Kontinuierliche Überwachung identifizierter Risiken ist entscheidend, um Veränderungen im Marktumfeld schnell zu erkennen und zu reagieren. Dies sichert eine hohe Agilität und Compliance in Ihrem Unternehmen.
Qualitätsanforderungen an die Risikobewertung
Für eine belastbare Risikobewertung sind folgende Anforderungen essenziell:
- Anwendung anerkannter Risikobewertungsmethoden
- Einheitliches Sicherheitsniveau im gesamten Unternehmen
- Auswahl transparenter und vergleichbarer Parameter
- Regelmäßige Aktualisierung mit aktuellen Marktdaten
Behavioral Risk Management und Verhaltensaspekte
Psychologische und physiologische Aspekte des Verhaltens beeinflussen maßgeblich Entscheidungen im Risikomanagement. Ein umfassendes Framework berücksichtigt auch menschliche Faktoren und schafft Raum für Schulungen und Trainings, um Verzerrungen bewusst zu machen.
Marktspezifische Risikokategorien
Im Marktumfeld spielen besonders Non-Financial Risks eine bedeutende Rolle:
- Reputationsrisiken
- Operationelle Risiken
- Compliancerisiken
- Conduct Risk
Diese Risiken sollten im Rahmen eines Three Lines of Defense-Modells betrachtet werden, um Verantwortlichkeiten klar zu verteilen und Synergien zu nutzen.
Fazit: Umgang mit Risiken im Marktumfeld
Risikobewertung ist kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess. Mit den beschriebenen Methoden und Werkzeugen können Sie nicht nur Risiken erkennen, sondern aktiv gestalten und steuern. Wie Felix M. Gerg treffend bemerkte: „Das Gefährliche am Risiko ist nicht das Risiko selbst, sondern wie man mit ihm umgeht."
Nutzen Sie diese Erkenntnisse, um Ihr Unternehmen widerstandsfähiger zu machen und Herausforderungen als Chancen zu begreifen.
Referenzen
- https://www.tuev-nord.de/de/unternehmen/bildung/wissen-kompakt/methoden-der-risikobewertung/
- https://www.awork.com/de/glossary/risikobewertung
- https://www.can-do.de/blog/welche-methoden-zur-risikoanalyse-du-kennen-solltest
- https://refa.de/service/lean-beratung/lean-methoden/risikobewertung
- https://plenovia.de/mit-risikomanagement-immer-auf-kurs-wie-unternehmen-fruehzeitig-risiken-vermeiden-und-chancen-besser-ergreifen-koennen-teil-2
- https://otrs.com/de/blog/security-compliance/risikomanagement/
- https://domonda.com/controlling/warum-gibt-es-risikomanagement/