Beginnen wir mit einer grundlegenden Einordnung: Die Riester- und Rürup-Rente sind staatlich geförderte private Altersvorsorgemodelle, die jeweils unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Sie ergänzen die gesetzliche Rentenversicherung und haben zum Ziel, die Versorgungslücke im Alter zu reduzieren. In einer Zeit, in der die demografische Entwicklung und unsichere Kapitalmärkte viele Menschen verunsichern, bieten diese Instrumente einen Baustein für eine verlässliche Vorsorge.
Während die gesetzliche Rente allein oft nicht ausreicht, um den Lebensstandard im Ruhestand zu halten, ermöglichen Riester- und Rürup-Verträge, zusätzliche Einnahmequellen aufzubauen. Ihre Bedeutung liegt nicht nur in der finanziellen Absicherung, sondern auch in der Förderung von Eigenverantwortung und langfristiger Planung.
Überblick und Einführung
Die Riester-Rente wurde 2001 eingeführt und fördert vor allem sozialversicherungspflichtige Angestellte, Beamte und bestimmte Freiwilligendienstleistende durch direkte Zulagen und Steuervorteile. Im Gegensatz dazu entstand die Rürup-Rente als Basisrente im Jahr 2005 mit dem Fokus auf Selbstständige und Gutverdiener.
Beide Modelle verfolgen das Ziel, Schließen der Rentenlücke in der gesetzlichen Vorsorge zu ermöglichen. Sie unterscheiden sich jedoch in ihrer Ausgestaltung, den förderberechtigten Personen und in der Art der Förderung.
Zielgruppen
Die Entscheidung, ob Riester- oder Rürup-Rente geeigneter ist, hängt maßgeblich von der persönlichen Lebenssituation ab. Nachfolgend eine Übersicht der Hauptzielgruppen:
- Riester-Rente: Angestellte, Beamte, Eltern mit Kinderzulagen, Pflichtversicherte sowie Wehr- und Zivildienstleistende.
- Rürup-Rente (Basisrente): Selbstständige, Freiberufler, Gutverdienende und alle, die hohe Beiträge steuerlich geltend machen möchten.
Selbstständige ohne gesetzliche Rentenversicherungspflicht profitieren besonders von der Rürup-Rente, da sie hier attraktive Steuervorteile und Zulagen nutzen können, die in der Riester-Rente nicht zur Verfügung stehen.
Förderung und steuerliche Behandlung
Ein wesentlicher Unterschied liegt in der Förderung:
- Riester-Rente: Kombination aus staatlichen Zulagen (Grund- und Kinderzulage) und Sonderausgabenabzug in der Steuererklärung. Bis zu 2.100 € jährlich sind absetzbar.
- Rürup-Rente: Reine steuerliche Absetzbarkeit der Beiträge als Sonderausgaben. Bis zu 100 % der Beiträge (Singles
Bei beiden Modellen werden die Rentenzahlungen im Alter besteuert. Während die Riester-Rente vollständig versteuert wird, unterliegt die Rürup-Rente gestaffelt einer Besteuerung von 85 % (2025) bis 100 % (2040).
Auszahlungsformen und Flexibilität
Die Art und Weise, wie das angesparte Kapital ausgezahlt wird, variiert:
Bei der Riester-Rente ist es möglich, bis zu 30 % des Kapitals als Einmalbetrag zu entnehmen. Der Rest wird als lebenslange Leibrente ausgezahlt. Eine Kündigung ist zwar technisch möglich, führt jedoch zum Verlust bereits gezahlter Förderungen.
Die Rürup-Rente sieht ausschließlich eine lebenslange Rentenzahlung ohne Kapitalwahlrecht vor. Eine Kündigung oder Kapitalentnahme ist ausgeschlossen. Gleichzeitig bietet dieser Vertrag im Ansparprozess Insolvenzschutz und ist unbeleihbar.
Produktvarianten und Renditepotenzial
Beide Vorsorgeformen sind sowohl als klassische als auch als fondsgebundene Produkte erhältlich:
Riester-Verträge müssen garantierte Mindestleistungen aufweisen, weshalb das Renditepotenzial meist bei 2–3 % liegt. Rürup-Verträge erlauben hingegen uneingeschränkt fondsgebundene Varianten mit hohem Renditepotenzial von bis zu 6 %.
Wer bereit ist, Marktschwankungen in Kauf zu nehmen, kann mit einer fondsgebundenen Rürup-Rente höhere Erträge erzielen. Für Risikoscheue sind klassische Tarife der Riester-Rente eine sicherheitsorientierte Alternative.
Weitere Besonderheiten und Fakten
Einige zusätzliche Aspekte sollten bei der Wahl beachtet werden:
Die Riester-Rente erlaubt einen Anbieterwechsel, stellt aber bei Rückkauf die Rückzahlung aller Zulagen in Rechnung. Die Rürup-Rente hingegen bindet den Vertrag fest über die Vertragslaufzeit, ohne Kapitalisierung.
Im Ansparprozess genießen beide Modelle Insolvenzschutz und vertragliche Garantien, sofern entsprechende Honorartarife gewählt werden. Kostenstrukturen sollten dennoch genau analysiert werden, um versteckte Gebühren zu vermeiden.
Kritikpunkte und aktuelle Entwicklung
Die Riester-Rente steht seit Jahren in der Kritik: Komplexe Fördermechanismen, hohe Abschlusskosten und geringe Rendite bei Garantietarifen. Reformbemühungen sind im Gange, um Zulagenanpassungen und Verwaltungsvereinfachungen umzusetzen.
Die Rürup-Rente bemängeln Kritiker aufgrund fehlender Flexibilität in der Auszahlungsphase, fehlender Vererblichkeit und der Bindung an lebenslange Rentenzahlungen. Für Gutverdienende bleibt sie jedoch eine steuerlich attraktive Option.
Bedeutung für die Altersvorsorge
Zusammenfassend tragen beide Modelle zu einer soliden privaten Altersversorgung bei und entlasten die gesetzliche Rentenkasse. Die Wahl hängt ab von:
- Beruflicher Situation (Angestellt oder Selbstständig).
- Familienstand und Kinderzahl.
- Wunsch nach Flexibilität versus Sicherheit.
Ein ausgewogener Mix aus gesetzlicher Rente, betrieblicher Altersvorsorge und einem Riester- oder Rürup-Vertrag kann langfristig den Lebensstandard im Ruhestand sichern.
Aktuelle Zahlen und Limits (Stand 2025)
Fazit
Die Rürup-Rente eignet sich besonders für Selbstständige, Freiberufler und Gutverdienende, die hohe Beiträge steuerlich nutzen wollen. Die Riester-Rente ist ideal für sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer:innen und Familien mit Kindern, die von Zulagen profitieren.
Beide Formen sind keine vollständigen Ersatzpfeiler, sondern Bausteine in einem ganzheitlichen Altersvorsorgekonzept. Eine fundierte Beratung und regelmäßige Überprüfung der Verträge helfen, langfristig Sicherheit und Stabilität zu gewährleisten.
Referenzen
- https://www.weltsparen.de/altersvorsorge/ruerup-rente/ruerup-oder-riester/
- https://blog.evergreen.de/ruerup-riester/
- https://www.hannoversche.de/wissenswert/riester-ruerup
- https://www.clark.de/ruerup-rente/ruerup-riester/
- https://www.t-online.de/finanzen/ratgeber/altersvorsorge/privatevorsorge/riester-rente/id_100364610/riester-rente-oder-ruerup-rente-das-sind-die-unterschiede.html
- https://xn--rrup-renten-vergleich-8hc.de/ruerup-oder-riester/
- https://www.lv1871.de/basisrente/fragen/ruerup-oder-riester/